Anfang des 20. Jahrhunderts. Das japanische Fabrikschiff Hakkomaru läuft aus ins Ochotskische Meer, zu den reichen Krabbenfanggründen vor der Küste Kamtschatkas. An Bord: über 400 Matrosen, Fischer und jugendliche »Saisonarbeiter«, Leibeigene des Reedereikonzerns. Sie arbeiten bis zur Erschöpfung und werden gehalten wie Vieh. Tag für Tag, Woche für Woche ducken sie sich unter der Knute des brutalen Oberaufsehers Asagawa. Wer nicht spurt, baumelt am Ankerdavit oder wird gebrandmarkt. Nach dem ersten Todesfall schlägt die Ohnmacht der Männer um in Wut. Sie wagen den Aufstand.
In Japan wurde das »Das Fabrikschiff« (Kani-kōsen, 1929) unmittelbar nach seinem Erscheinen verboten, der Autor, Takiji Kobayashi (1903–1933), zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Nach der Verbüßung der Haft trat Kobayashi der Kommunistischen Partei bei und ging in den Untergrund. Am 20. Februar 1933 wurde er von in die Partei eingeschleusten Spitzeln in einen Hinterhalt gelockt, festgenommen und noch am selben Tag im Polizeihauptquartier Tsukiji von Schergen der Geheimpolizei zu Tode gefoltert.
Der Klassiker der japanischen Arbeiterliteratur.
(1903–1933). Sohn eines Kleinbauern; Abschluss der Höheren Handelsschule, ab 1924 Tätigkeit als Bankangestellter. Nach Erscheinen des Fabrikschiffs (1929) zu einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. 1932 ging Kobayashi in den Untergrund; am 20. Februar 1933 wurde er festgenommen und noch am selben Tag von der Geheimpolizei in Tokyo zu Tode gefoltert.
Michael Streitberg, Junge Welt