Siebenunddreißig Kilometer bis zum nächsten Supermarkt, sechzig bis zum nächsten Videoverleih, und wo sollen die Kinder zur Schule gehen? Es gibt nur eine Gemeinschaftsschule, eine Zwergschule. Und überhaupt: Ist das Leben in der Natur – in der Wildnis – nicht gefährlich?
Die Schriftstellerin Natsu Miyashita zieht auf Wunsch ihres naturverliebten Ehemannes mit den gemeinsamen Kindern von der Großstadt aufs Land, genauer gesagt in ein Dorf mitten in den Bergen. Bei der Schilderung der kleinen und großen Abenteuer, die die fünfköpfige Familie im Laufe des Jahres in Kamui Mintara, dem »Spielplatz der Götter« erlebt, kommt natürlich auch all das zur Sprache, was das Leben in der Großstadt prägte.
Natsu Miyashita berichtet uns mehr vom heutigen Japan, als tausend Romane es könnten, mit viel Liebe und Witz. Und öffnet gleichzeitig den Blick für eine Frage, die uns alle angeht: Wie wollen wir unser Leben gestalten?
Natsu Miyashita, geboren 1967 in der Präfektur Fukui, verbrachte 2013/14 mit ihrem Mann und ihren drei Kindern ein Jahr in der kleinen Gemeinde Shintoku auf Hokkaido, »fernab der Zivilisation«. Der in Tagebuchform gehaltene Bericht der Widrigkeiten und Abenteuer, die die Schriftstellerin auf dem Spielplatz der Götter (2015) erlebte, bildeten die Blaupause für ihren mit dem Japanischen Buchhändlerpreis ausgezeichneten Roman-Millionseller über einen jungen Klavierstimmer in der Provinz (Hitsuji to hagane no mori; ›Der Wald aus Stahldraht und Filz‹, ebenfalls 2015).
Steffen Gnam, FAZ 28.5.2020
Volker M.
Ostsee-Zeitung